Die drei Glocken von Sankt Laurentius
Im Jahre 1778 hat der Belgier Martin Legros aus Malmedy für die Pfarrkirche St. Laurentius drei Glocken gegossen, die geweiht sind
dem Heiligen Laurentius      dem Herzen Jesu      dem Heiligen Nikolaus
Die drei Glocken sollen mit dem Geläut der 7 Glocken des Bonner Münsters harmonieren, die 1756 ebenfalls von Martin Legros gegossen wurden, wenn man sie denn zusammen hören könnte. Auf allen drei Glocken findet man Inschriften in lateinischer Sprache. Bei den Weihesprüchen der Glocken sind aber einige besondere Buchstaben größer gestaltet, weil hier eine Jahreszahl durch römische Zahlzeichen in den Text eingearbeitet wurde. Solche Inschriften heißen Chronogramme.
die Laurentius-Glocke  (Tonhöhe: d – etwa 1.400 kg)
Im oberen Friesband sind Szenen einer Hirschjagd zu sehen. Darunter steht der Weihespruch in Form eines Chronogramms:
(Geordnet ergeben die markierten römischen Zahlzeichen die Summe 1778.)
SANCTE LAVRENTI ESTO DEFENSOR ET LIBERATOR
NOSTER A QVOVIS FVLGVRE ET TEMPESTATE
(Heiliger Laurentius, sei unser Beschützer und Bewahrer
vor jeglichem Blitzstrahl und Unwetter.)
[M+D+C+ L+L+L+ V+V+V+V+V+ I+I+I = 1000+500+100 + 3x50+ 5x5+ 3x1]
Weiter findet man auf ihr geschrieben, dass sie
von einer hohen Persönlichkeit getauft wurde:
BAPTIZABATUR MENSE IUNII A PLURM RDO AC AMPLSSMO DNO LL MAYER / ECCLIAE ARCHID: S S CASII ET FLORENTII INFR BONNAM DECANO
(Getauft worden im Monat Juni durch H. Meyer, Archidiakon der Kirche von Cassius und Florentius, Dekan in Bonn.)
Auf einer weiteren Inschrift wird ein prominenter Taufpate
genannt, der sich aber wahrscheinlich vertreten ließ:
REVERENDISSIMUS ET EMINENTISSIMUS / DNUS / D : MAXIMILIANUS FRID: / D G ARCHIEPISC ET ELECT COLONIENSIS
COMES DE KONISEGG & C & C /  PATRINUS
(Der hochwürdigste und erlauchtigste Herr Maximilian Friedrich, von Gottes Gnaden
Erzbischof und Kurfürst von Köln, Graf von Königsegg, etc. etc. als Pate)
die Herz-Jesu-Glocke    (Tonhöhe: e)
Sie ist mit ihrem Gewicht von etwa 950 kg die mittlere Glocke des Geläuts und geht zurück auf die 1725 gegründete Herz-Jesu-Bruderschaft.  Zum Dank dafür, dass man die Pest überlebt hatte, geht an jedem 1. Sonntag nach  der Oktav von Fronleichnam eine Herz-Jesu-Prozession durch den Ort.
Auf dem Glockenmantel weist eine Hand mit ausgestrecktem Finger hin auf den Anfang des Weihespruchs: ebenso in Form eines Chronogramms:
ECCE TVO O IESV; COR SVAVE SACRATVR HONORI HAEC CAMPANA: SONET LONGOS ILLAESA PER ANNOS
(Siehe, o Jesu, süßes Herz, zu Deiner Ehre wird diese Glocke geweiht:
möge sie viele Jahre unversehrt klingen.)
[M+C+C+C+C+C+C+L+L+L+V+V+V+V+V+I+I+I=1000 + 6x100 + 3x50 + 5x5 + 3x1]
Auch hier sind Szenen einer Hirschjagd zu sehen. Weiter heißt es:
RMUS ET EXMUS / D CASP ANTL B DE BELDERBUSCH / MAG COMDATOR ORD TEUT / CAES ET REG MAI CONS INT / R ET E ARCHIEP ET ELECT / COL MINIST PRIM / PATRINUS.
(Die hochwürdigste Exzellenz, Herr Caspar Anton,Freiherr von Belderbusch, Großkomtur des Deutschen Ritterordens kaiserlicher und königlicher geheimer Rat,1. Minister Seiner Hochwürdigsten Exzellenz des Erzbischofs und Kurfürsten, war Pate.)
die Nikolaus-Glocke  (Tonhöhe: g, verstimmt – etwa 700 kg)
Ihre Widmung weist auf einen früheren Nikolausaltar hin. Von einem „Nicolai = auch Katharina = Altar“ mit einer Statue der Hl. Katharina und einem darüber befindlichen Gemälde des Hl. Nikolaus wird in der „Geschichte der Pfarreien des Dakanats Hersel“ aus dem Jahr 1885 berichtet. Bis zur großen Sanierung 1961–1965 befand sich dieser Altar rechts vom Hochaltar. Das Gemälde des Heiligen befindet sich heute im Kapitelsaal. Das Chronogramm weist hier auf das Jahr 1783 hin. Allerdings handelt es sich hier um einen Rechenfehler des Glockengießers, worauf schon in älteren Publikationen hingewiesen wurde.              An anderer Stelle steht auf der Glocke:
SUB ADM.REV.DOMINO HONECKER M. LEGROS ME FECIT 1778. REFUSA SUM ANNO 1896 SUB ADM. REV. DOMINO JOH. THEOPH. HUB. SCHWERDT, PAROCHO IN LESSENICH, A PETIT & FRATR. EDELBROCK IN GESCHER
( Unter dem amtierenden hochwürdigen Herrn Honecker schuf mich M. Legros 1778. Ich wurde erneuert im Jahr 1896 unter dem amtierenden hochwürdigen Herrn Johann Theophilus Hubert Schwerdt, Pastor in Lessenich von Petit und Gebr. Edelbrock in Gescher);  ( wegen eines Risses ) Das Chronogramm der Nikolausglocke lautet:
CORPORIS AC ANIMAE LONGE HINC AVERTE PERICVLA
PROQVE TVIS ORANS SIS SANCTE NICOLAE SERVIS.
(Wende weit ab von hier Gefahr für Leib und Seele und bitte für Deine Diener, Hl. Nikolaus.)
[M+C+C+C+C+C+C+L+L+L+V+V+V+V+V+I+I+I+I+I+I+I+I = 1000 + 6x100 + 3x50 + 5x5 + 8x1]
Text überarbeitet von Dieter Weßhaupt