Kirchengeschichtlicher Überblick 3.-4.Jh. Diese Kirche stellt eines der ältesten erhaltenen sakralen Bauwerke des Rheinlandes dar. Mauerreste unter den Fundamenten lassen sogar vermuten, daß die Kirche auf einem Gebäude aus römischer Zeit errichtet wurde. Grabgelege christlicher Art wurden in der benachbarten Oedekovener Gemarkung aus der 2. Hälfte des 3.Jh. A.D. gefunden. Lessenich hieß zur Römerzeit Laciniacum, und römische Hypokaustenziegel sowie ein Weihestein (für Jupiter, Fortuna u. Genius loci) wurden zum Bau der Kirche verwendet. 787/788 Erste bekannte schriftliche Erwähnung von Lessenich (Malgiso seu Lezze-nich). Für das 8.Jh. vermutet man eine einfache Holzkirche an der Stelle eines römischen Heiligtums von Jupiter, Juno und Minerva. 21.5.864 Erwähnung von Lessenich in einer Urkunde Lothars II. 1080 Dendrochronologische Datierung (d.h. Vergleich der Baum-Jahresringe) eines höl-zernen Fensterrahmens der Kirche: es gab bereits eine einfache Saalkirche, die kurze Zeit später um das nördliche Seitenschiff, den quadratischen Ostturm und einen erhöhten Westgiebel erweitert wurde (ca.1200). 31.3. 1131 Urkunde des Papstes Innozenz II (1130-1143): Zur Pfarre gehörten die heutigen Orte Alfter, Duisdorf, Gielsdorf, Meßdorf und Oedekoven mit ihren Kapellen. Die Pröpste am Stift von St. Cassius und Florentius (Bonner Münster) ernannten den Pfarrer in Lessenich. Aus den landwirtschaftlichen Gütern bei der Kirche bestritt das Stift den Hauptteil seiner Einkünfte. Die zehntpflichtigen Bauern des Ortes hatten ihre Abgaben an die Zehntscheune zu Meßdorf, dem Gutshof des Stiftes abzuliefern. um 1240 Anbau eines südlichen Seitenschiffs. Die Kirche stellte nun eine romanische basilikale Anlage dar, deren Bautyp Vorbilder im burgundischen Raum hat und zahlreiche rheinische Parallelen kennt (z.B. in Nieder- u. Oberdollendorf, Küdinghoven, Rüngsdorf). Spätgotische Malereireste (Kalk-Secco) fanden sich östlich im Bogen der südlichen Arkaden (aus ca. 1500). seit 1338 Lückenlose Belege über die ernannten Pfarrherren. 1620 Alfter löst sich von St. Laurentius und wird selbständige Pfarre. 1621 Erste barocke Umgestaltung des Kirchenraumes, wovon allein die Kreuzigungsgruppe über dem heutigen Chorbogen und die ehemalige Retabel mit dem Laurentius-Bild übrig sind. 26.7. 1645 Zerstörung der Kirche durch Hessische Truppen. 1651 Wiederherstellung der Kirche ohne das südliche Seitenschiff mit erneut er-höhtem Westgiebel und durchgehendem Satteldach (vgl. Maueranker über dem Eingang). 1690 Stiftung einer Frühmesse in Gielsdorf 1724 Gründung einer Herz-Jesu-Bruderschaft. 1756 Stiftung einer Frühmesse in Duisdorf. 1778 Weihe der 3 Glocken, von Martin Legros (1714-1789) aus Malmedy gegossen: Laurentius-Glocke, 1400 kg in D zum Stundenschlag; Herz-Jesu-Glocke, 950 kg in E; Nikolaus-Glocke, 700 kg in G (erneuert 1896 und seitdem unrein im Klang) zum Angelus. Die Glocken sollen auf das Geläut des Bonner Münsters vom selben Meister abgestimmt sein. 1780 Bau des Pastorates 1801 Aufwertung der Pfarre durch Ernennung ihres Pfarrers zum Oberpfarrer nach dem Code Civil (Neue Gebiets- u. Kircheneinteilung unter französischer Herrschaft): der Oberpfarrer hat mehreren Kirchengemeinden vorzustehen. Erweiterung der barocken Innenausstattung durch Kanzel und Figuren aus dem aufgelösten Marienforster Kloster durch den von dorther stammenden Kantonaldekan Dreesen. 1821 Lessenich verliert Dechanten-Amt; Ehrentitel Oberpfarrer bleibt erhalten. 1859 Duisdorf wird selbständige Pfarre 1873 Gielsdorf wird Rektoratspfarre. 1880 Neue Orgel. 1920 Gielsdorf wird selbständige Pfarre. 1959 Oedekoven wird Rektoratspfarre. 1961-65 Restauration der Kirche wegen Einsturzgefahr: Wiederherstellung des romanischen, dreischiffigen Dachgebälks. Übernahme einiger Heiligenfiguren und Anbringung der Hauptaltar-Retabel am linken Obergaden. Neu eingebracht werden Tabernakel, Ambo, Priestersitz, Tiergestalten (wie die Apostel-Thomas-Statue außen über demHaupteingang: aus der Werkstatt Hein Gernot in Köln) und Fenster (Paul Weigmann, Opladen; Werkstatt Oitmann, Linnich). Auf die neu konstruierte Orgelempore gelangt eine einmanualige, mechanische Kleinorgel (Romanus Seifert,Kevelaer). Spätgotische Malereireste werden vorne rechts entdeckt. Aus dem Mittelgang werden zwei Grabplatten (davon eine nicht mehr lesbar, vielleicht von einem Kanoniker aus Meßdorf, die andere von 1631 (mit Allianzwappen der Eheleute Adolfv. Ylem zu Medinghoven und Elisabeth Walbott v. Bassenheim zu Gudenau für Adolf v. Ylem †1625 und ihren Sohn Hans Adolf, Letzten der Familie, † 1631) zum Wandschmuck an der südl. Innenwand eingemauert. Platte des rechten Seitenaltars vermutlich vom ehemaligen Hochaltar und aus Kalksinter der römischen Wasserleitung. Lampen aus der Limburger Glashütte. 1963 Oedekoven wird selbständige Pfarre. 1973 Turmrenovierung. 1985/86 Innenrenovierung der Kirche: Malerische Ausgestaltung in der Art des Bon-ner Münsters, neuer Fußbodenbelag, Messingleuchte u. -ambo. Anbringung eines Ölgemäldes am rechten Obergaden: Jesus am Kreuz in spanischem Stil, das auf dem Dachboden des Pfarrhauses gefunden wurde. 1991 Kreuzweg (bemalter französischer Kalkstein) von Hein Gernot, Köln. Nov.1994 Die Pfarrgemeinde St. Laurentius wird zusammen mit St. Paulus, St. Thomas Morus in BN-Tannenbusch sowie St. Antonius,Dransdorf, in den Seelsorgsbereich II des Dekanates Bonn-Nord eingegliedert und verliert ihre Eigenständigkeit. 8. Okt. 1995 Orgelweihe durch Weihbischof Dr. J. Plöger. Die Kleinorgel wird an die Sel.-Edith-Stein-Kirche zu Bonn-Duisdorf, Brüser Berg, abgetreten. An ihre Stelle tritt eine neue, zweimanualige und vollmechanische Orgel mit 17 Registern von der Bonner Firma Joh. Klais. 1998 Dach- und Turmsanierung; neuer Außenanstrich 2008 Erneute Sanierung der Seitenschiffdächer; Einheitliche Lampen; der steinerne Priestersitz wird entfernt. 2009 Bildung des Kirchengemeindeverbandes „Im Bonner Nordwesten“ mit den Gemeinden St. Margareta, St. Bernhard, St. Hedwig, St. Aegidius, St. Thomas Morus, St. Paulus, St. Antonius und St. Laurentius unter der Leitung eines gemeinsamen Pfarrers ( Hermann Bartsch ). Neuer Liedanzeiger. 2013 1. Januar : Die Kirche ist Filiale der neuen Pfarrgemeinde St. Thomas Morus.
Quellen: • Geschichte des ehemaligen Pfarrsprengels St.Laurentius in Lessenich, Bde. I bis IV. Hsg.: Historischer Arbeitskreis des Pfarrgemeinderates. • Bonner Kirchen u. Kapellen, Dümmler, 1989 • Van Rey, M., Festschrift 1200 Jahre Lessenich/Messdorf 1987 • Mainzer, Udo, St. Laurentius in Bonn-Lessenich, Rheinische Kunststätten Heft 456, hrsg. Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Köln 2001 Verfasser des kirchengeschichtlichen Überblicks: Engelbert G. Kalkum